#VerenaStudiert: Abschied vom Studium & ein bisschen Wehmut
Als ich 2010 mit fast 24 Jahren die Ausbildung zur pharmazeutisch-kaufmännischen Angestellten (PKA) angefangen habe, ahnte ich nicht, dass ich irgendwann einmal eine Masterarbeit schreiben würde. Doch seit dieser Ausbildung ist so viel passiert, was ich mir vorher nicht hätte erträumen können.
Die Entscheidung, das Abitur nachzuholen, kam mir während der Ausbildungszeit. Denn ich sah mich nicht als PKA (eine damalige Kollegin auch nicht). Als was ich mich sah, wusste ich weder damals noch weiß ich es heute. Jedenfalls konnte ich mir nicht vorstellen, den Beruf PKA dauerhaft auszuführen. Versteht mich nicht falsch: die Ausbildung war keineswegs umsonst. Ich habe viel gelernt und der Beruf ist auch nicht wirklich schlecht. Aber irgendwie ... es war nichts für mich auf Dauer. Die drei Jahre bestanden aus vielen Tiefen, besonders die ersten zwei Jahre in etwa. Rückblickend waren es drei tolle Jahre. Meine Kolleginnen waren total nett (mit einer Ausnahme) und ich finde es schade, dass der Kontakt abgebrochen ist. Aber das liegt zum einen an mir, denn ich habe die Gabe, mich irgendwann nicht mehr zu melden. Aber ein anderer Grund ist, dass nach und nach diese Kolleginnen, mit denen ich privat auch einiges unternommen habe, schwanger wurden. Menschen mit Kindern scheinen besonders mit anderen Menschen mit Kindern befreundet zu bleiben, als mit denen, die keine haben.
Während des Abiturs habe ich dann natürlich auch andere Menschen kennengelernt, Freundschaften geschlossen. Aber nach den drei Jahren sind auch diese verflogen. Ich weiß nicht einmal, wer von denen, die mit mir das Abi gemacht haben, studiert hat und wer das Studium abgeschlossen hat. Durch Facebook kann ich mir ein wenig denken, wer mindestens einen Bachelor hat, aber ich bin dort auch nicht mit allen befreundet.
Ich weiß nicht, wie ich jetzt genau auf das Thema Freundschaft gekommen bin, aber nunja. Wenn wir schon einmal dabei sind: auch während des Studiums habe ich nette Leute kennengelernt, teilweise zusammen mit ein paar zwischen den Veranstaltungen Zeit verbracht und während der Pandemie, als wir nur online Uni hatten, viel über Zoom gelernt oder Präsentationen und Projekte vorbereitet. Das waren schöne Momente, die mir auch viel gebracht haben. Als dann das 4. Mastersemester losging und damit die Masterarbeit, brach der Kontakt ab, trotz der Idee, man könne ja gemeinsam online arbeiten.
Die Masterarbeit ist abgegeben. Mein Studium ist vorbei. Wie fühle ich mich damit? Ein wenig geht es mir wie damals, als ich meine Ausbilung beendet hatte. Einerseits bin ich erleichtert, dass es vorbei ist. Dass sich die Arbeit gelohnt hat. Dass ich etwas geschafft habe, etwas beendet. Andererseits bin ich auch traurig, weil es eine schöne Zeit war, auf ihre eigene Weise. Ich habe keine Partys gefeiert. Das Bild der feiernden Studentin passt bei mir nicht, schon allein, weil ich viel älter bin als meine Kommilitonen und generell Partys nicht mag. Aber wenn ich so zurückblicke, vermisse ich den Weg zur Uni. Die Wintersonne strahlt das Hauptgebäude an. Ein Kaffee im To Go-Becher vom Bäcker. Müde Gesichter, gelangweilte Gesichter. Notizen machen auf diesen viel zu engen Tischchen im Hörsaal. Die berühmte Frage: "Ist das klausurrelevant?"
Ich bin stolz auf mich und das, was ich geschafft habe. Als Jugendliche hätte ich das niemals geglaubt. Es ist okay, wenn man nicht mit 18 Abitur macht und mit Anfang 20 das Studium beendet. Man kann auch mit 30 das Abitur machen und mit Ende 30 das Studium beenden. Zwar habe ich nun, wie auch mit 20, noch keine Ahnung, was ich machen möchte beruflich. Aber ich habe Kenntnisse und Fähigkeiten gesammelt und mit verschiedenen Menschen zusammengearbeitet. Ich habe so viel gelernt und ich weiß, was ich nicht möchte (im Bereich Social Media arbeiten, SEO ist auch eher nichts, aber zur Not und für eine Weile vielleicht) und was ich möchte (remote. In einem kleinen, netten Team. Gerne mit Texten schreiben, korrigieren, auf Englisch, UX, mehr zu UX lernen, Testen).
Für mich heißt es also jetzt Stellenanzeigen durchforsten, Lebensläufe und Bewerbungen formulieren. Bis Ende März habe ich meinen Hiwi-Job noch sicher, aber danach?
P.S.: Danke an meinen Mann fürs Mutmachen und an pumerogo fürs Korrekturlesen! ❤️
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