abgebrochen: "Das Glück der kleinen Augenblicke" (Thomas Montasser)

abgebrochen: "Das Glück der kleinen Augenblicke" (Thomas Montasser)

Don’t judge a book by its cover – hätte ich diesen Spruch mal lieber vor dem Kauf von “Das Glück der kleinen Augenblicke” beherzigt. Denn das Cover war der Grund, weshalb ich das Buch überhaupt in die Hand genommen habe, als ich irgendwann im November oder Dezember in der Mayersche in Aachen stöberte. Doch nicht nur das Cover lies mich das Buch zur Kasse bringen, um es dort zu bezahlen. Auch der Klappentext klang ansprechend. Lektorin, herrenloses Manuskript, wunderbare Überraschung, … Und dann spielt die Geschichte auch noch in London! Besser kann es doch gar nicht sein, oder?

Stimmt, denn besser wird es auch gar nicht. Mir gefällt dieser poetisch anmutende Schreibstil nicht. Bestimmt gibt es Menschen, die sowas gerne lesen, auch in modernen Romanen. Vielleicht passt es ja auch zum Thema, denn man stellt sich das Autorenleben und auch die Verlagswelt so romantisch vor. Wahrscheinlich ist sie aber genau das Gegenteil.

Betrachten wir aber nur diese literarischen Schriften, so müssen wir, wenn wir ehrlich sind, häufig feststellen, dass manches, was kein Mensch lesen und schon gar keiner verlegen wollte, womöglich besser ist als jenes, was es zum Buch gebracht hat.

Das Glück der kleinen Augenblicke, Seite 10

Ich selber schreibe ungewollt auch oft Bandwurmsätze. Gerade in meinen Hausarbeiten musste ich jetzt darauf achten und mal öfter einen Punkt setzen. Denn ich lese nicht gerne solche langen Sätze. Kennt ihr die, bei denen ihr den Anfang schon vergessen habt, bevor ihr am Ende angekommen seid? Oder die man vor lauter Verschachtelungen nicht versteht? Solche Sätze klingen zwar oft besonders klug und poetisch, sind aber einfach schwer zu lesen.

Stattdessen ergoss sich eine Gruppe von Schülern durch das Portal auf den Gehweg.

Das Glück der kleinen Augenblicke, Seite 25

Ergoss? Wirklich?! Bei dem Wort muss ich an Sexszenen in Büchern denken, aber nicht an eine Schülergruppe, die aus einer Bibliothek strömt.

Ein weiterer Punkt, der mich beim Lesen gestört hat: Statt mal nur den Vornamen der Protagonistin zu nennen, hat sich der Autor dazu entschieden, ihren Namen ganz auszuschreiben: Marietta Piccini. Ja, ein klangvoller Name. Aber ich konnte ihn mir trotzdem nicht merken.

Und dann findet sie das Manuskript. Ein unfertiges noch dazu. Es trägt den Titel (Trommelwirbel, bitte) “Das Glück der kleinen Augenblicke”. Leider kann Marietta Piccini keinen Namen finden, um das Manuskript zurück geben zu können. Aber sie arbeitet ja in einem wenn auch kleinen Verlag. Sie ist begeistert von dem Roman und ihr Chef auch.

Ich habe an der Stelle ungefähr aufgehört, an der ihr Chef vorschlägt, sie soll das Buch zu Ende schreiben. Zwischendurch erfahren wir übrigens noch was über den Autor das mysteriösen Werks, denn die Erzählung wechselt zu ihm über. Kleiner Tipp an Marietta Piccini: er heißt genauso, wie die Figur in dem Manuskript.

Habt ihr “Das Lächeln der Frauen” von Nicolas Barreau gelesen? Hier schreibt ein Lektor ein Buch unter Pseudonym, eine junge Frau liest das Buch und will sich beim Autor bedanken, weil er mit dem Buch quasi ihr Leben verändert hat. Das Buch heißt übrigens “Das Lächeln der Frauen”. Nicht zu verwechseln mit dem Buch von Nicolas Barreau (ein Pseudonym übrigens). Ach, das ist verwirrend.

Was ich damit sagen will: “Das Glück der kleinen Augenblicke” und “Das Lächeln der Frauen” sind ähnlich. Als ich ersteres gekauft habe, hatte ich zweiteres (ein Geschenk zum Geburtstag übrigens) noch gar nicht gelesen. Es tut mir ja Leid, wenn mir ein Buch nicht gefällt und ich es abbrechen muss. Ich schreibe selber, wenn ich auch noch nichts veröffentlicht habe (traue mich eh nicht). Aber ich kann ja nicht alles mögen. Vielleicht fandet ihr das eine Buch oder auch das andere toll. Oder ihr habt es noch nicht gelesen. Ich möchte euch nicht davon abhalten, denn wer weiß? Vielleicht gefällt es euch ja.

© Cover: Piper Verlag