Autoreninterview: K. C. Wiefelspütz
Es wird mal Zeit für frischen Wind hier im Blog. Deshalb habe ich hier ein kleines Interview für euch. Ich bin ja auf einem Discord-Server für angehende Autoren und solche, die es gerne wären. Dort sind sehr liebe Menschen, die ich nach nun zwei sehr aktiven Jahren dort in mein Herz geschlossen habe. Nicht alle von uns haben bereits etwas veröffentlicht (ich zum Beispiel haha). Aber pumerogo aka K. C. Wiefelspütz (oder umgekehrt – K. C. Wiefelspütz aka pumerogo?) gehört zu den Glücklichen, die ihren Namen auf einem Buchcover sehen können.
Wer sie ist, was sie schreibt und wieso und alles andere lest ihr in diesem exklusiven Interview.
Stell dich doch erst einmal vor! Wer bist du und was machst du?
Hi! Ich bin Kim, 37 Jahre alt und ich bin technische Redakteurin in einer IT-Firma bei Tag und Schriftstellerin von Fantasy und Science-Fiction Geschichten bei Nacht. Oder in den Stunden nach dem Aufwachen und vor der Arbeit, was bei mir vermutlich trotzdem später ist als bei anderen. Ich bin definitiv keine Frühaufsteherin. Ich lebe in Berlin mit meinem Partner und unseren zwei Katzen; in meiner Freizeit spiele ich Videospiele aller Art, gehe bouldern, fahre hin und wieder Fahrrad und treffe mich so im Schnitt zweimal die Woche zum (meist digitalen) Pen & Paper Rollenspiel mit Freunden.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Ich erinner mich noch, dass ich mit sechs meine erste Geschichte über einen tollpatschigen Osterhasen geschrieben habe, der beim Eier bemalen in seine Farbtöpfe fiel. Keine Meisterleistung, aber mit sechs dachte ich, das sei der heiße Scheiß!
Ich hab schon immer gern Geschichten erzählt und gehört. Meine arme Mutter musste mir so viele Geschichten vorlesen, dass ich das immer noch vorgehalten bekomme.
Als ich dann selbst lesen gelernt habe, stand mir die Welt der Bücher offen und ich hab nicht mehr mit dem Lesen aufgehört. Mit einer Freundin habe ich mir vorgenommen, die Bibliothek der Grundschule komplett durchzulesen – ob wir es geschafft haben, weiß ich aber nicht mehr.
Ich fand Bücher einfach toll und die Idee, so etwas auch zu machen, hat sich einfach in mir festgesetzt – spätestens als ich Enid Blyton und ihre Dolly Serie entdeckt hatte. Enid Blyton war, soweit ich mich erinnere, die erste Schriftstellerin, die ich gelesen hatte – davor waren alles nur Autoren gewesen. Als kleines Mädchen war sie mein Vorbild und ich wollte auch so werden.
Damals hab ich mir das alles noch ein bisschen einfacher vorgestellt: Ich schreibe, jemand entdeckt mich und ich bekomme Geld zum Leben.
Ganz so einfach war es dann leider doch nicht, aber zumindest den »ich schreibe« Teil habe ich schon mal erfüllt!
In welchem Genre bewegst du dich beim Schreiben am liebsten? Und welches käme für dich auf gar keinen Fall in Frage?
Ich schreibe am liebsten Fantasy und Sci-Fi, das sind auch die Genres, die ich am liebsten lese. Ich mag Fantasy einfach, weil es so vielseitig ist.
Was gar nicht für mich in Frage käme, wären historische Romane oder Erotik. Gute Mischung, ich weiß. Was ich genau gegen historische Romane habe, kann ich gar nicht sagen, ich mag die Thematik meistens eher nicht und mir graut es vor der Recherche, die man dort betreiben muss. Sicher, für andere Geschichten muss man auch recherchieren, aber bei historischen Romanen hätte ich das Gefühl, nie genug recherchiert zu haben. Großen Respekt an alle Autor:innen historischer Romane, wirklich!
Gegen Erotik habe ich eigentlich gar nichts, ich werde nur schon knallrot, wenn sich meine Charaktere küssen, da will ich mir nicht vorstellen, was mit mir passiert, wenn da noch mehr passiert.
Gibt es auch ein Genre, was dich reizen würde, dich aber nicht ran traust?
Krimis und Horror. An beide traue ich mich (noch) nicht heran. Ich möchte aber beides gern mal schreiben (und vermutlich, so wie ich mich kenne, mit Fantasy-Elementen).
Ich denke, ich könnte guten Horror schreiben, weil ich selbst ein fürchterlicher Angsthase bin. Zu irgendwas muss das ja gut sein.
Wie sieht dein Schreiballtag aus?
Unter der Woche:
In einer idealen Welt sitze ich gegen 9 Uhr früh mit meinem Kaffee und einem Glas Wasser an meinem Schreibtisch und schreibe bzw. editiere oder korrigiere bis so ca. 11 Uhr.
Danach geht es zum Büro-Job, der dankenswerter Weise im Homeoffice und am gleichen Schreibtisch stattfindet. Wirklich, ich bin meinem Arbeitgeber echt dankbar, dass sie das mit dem Homeoffice schon seit 2018 ermöglichen.
Meistens arbeite ich so bis 15 Uhr, ich arbeite seit einer Weile in Teilzeit.
Dann gibt es irgendwann mal Frühstück bzw. für andere Leute ist das wohl Mittagessen. Was danach passiert ist abhängig davon, wie viel ich in der Zeit morgens geschafft habe:
Ich habe im Normalfall Wortziele bei Rohfassungen (oder kompletten »rewrites«) und Seitenziele in Korrekturphasen. Das Wortziel bei Rohfassungen / rewrites beträgt im Moment 2000 Worte, das Seitenziel bei Korrekturen so ca. 10 Seiten.
Wenn ich meine Ziele morgens nicht erreicht habe, setz ich mich jetzt noch mal dran – oder, wenn ich weiß, dass ich abends Zeit habe und nicht gerade beim Rollenspiel sitze, schieb ich es je nach geistiger Verfassung auch auf die Abendstunden. Ich bin nachmittags nämlich nicht sonderlich produktiv.
Ich hab oben »in einer idealen Welt« geschrieben – was bedeutet, dass es nicht immer so läuft, aber ich versuche schon, diesen Rhythmus so oft es geht einzuhalten, denn ich kenne mich: Ich neige stark zum Prokrastinieren und wenn ich den Rhythmus nicht einhalte, dann habe ich kurz vor meiner Deadline viel zu viel zu tun.
Am Wochenende muss ich mich ein bisschen mehr gegen mich selbst und meine Umgebung wehren. Da will Sport getrieben und die Wohnung ordentlich gemacht werden, Freunde und Familie wollen einen sehen, und Menschen haben auf einmal Geburtstag.
Ich versuche, am Wochenende das gleiche Pensum oder mehr zu schaffen wie unter der Woche. Wenn ich kann, mach ich das direkt nach dem Aufstehen, ansonsten aber am Abend. Und wenn, wie oben erwähnt, die Prokrastination zugeschlagen hat, ist das Wochenende mein Puffer für »ich hab unter der Woche zu wenig geschafft«.
Was/Wer inspiriert dich?
Gute Frage. Schwierige Frage. Inspiration ist auch ein weitgefächerter Begriff. Wenn wir über Ideenfindung reden, würde ich sagen: Der Alltag. Die Menschen, denen ich begegne. Ich höre gern zu und wenn ich (für mich) witzige oder interessante Szenen beobachte, speichere ich sie irgendwo in der kreativen Nische meines Hirns ab und hole sie heraus, wenn ich schreibe.
Die besten Ideen habe ich, wenn ich irgendwelche Tätigkeiten unternehme, die nicht viel Nachdenken von mir verlangen: Staubsaugen, Putzen, Wäsche machen, Müll raus bringen – wenn ich einen Garten hätte, in dem man Rasenmähen müsste, wäre das sicher auch dabei.
Wenn wir Inspiration als Motivation verstehen: andere Schriftsteller:innen. Wenn ich sehe, was sie tun, was sie schaffen, denke ich mir oft: »Das will und das kann ich auch schaffen. Also packen wir’s an!«
Hast du auch schon mal Schreibblockaden? Wenn ja, wie gehst du damit um?
Ich mag den Begriff »Schreibblockade« überhaupt nicht, weil ich denke, dass es nicht das ist, was mit einem passiert, wenn man das Phänomen erlebt.
Aber es soll hier ja nicht darum gehen – um deine Frage zu beantworten, ja, ich kenn das Gefühl und es passiert mir hin und wieder. Gerade als jemand, die bei der ersten Rohfassung vorher nichts (oder nur sehr wenig) über ihre Geschichte weiß, tauchen manchmal Stellen auf, die sich wie unüberwindbare Hürden anfühlen. Dazu möcht ich sagen, dass ich dieses »plotten« auch mal versucht habe und auch da bin ich auf solche Hürden gestoßen.
Bisher war aber noch jede überwindbar.
Meistens liegt es daran, dass ich die Charaktere nicht gut genug kenne. Oft sind es schlecht ausgearbeitete Motivationen. Manchmal stecke ich gedanklich zu sehr im Charakter fest und sehe den Wald vor lauter Bäumen nicht.
Ich habe mehrere Methoden, damit umzugehen.
Die Beste ist, mir Zeit zu lassen und mein Unterbewusstsein die Arbeit erledigen zu lassen. Wenn ich die Zeit habe, lege ich das Projekt für eine Weile weg und schreibe was anderes. Das Projekt lese ich dann irgendwann mit frischen Augen. Oft springen mich Plotholes oder Lösungen dann einfach an oder die Lösung überfällt mich wie aus dem Nichts nachts um drei Uhr früh, während ich panisch nach dem Stift suche, den die Katzen vom Nachttisch geworfen habe, um absolut unleserliche Notizen zu machen.
Eine andere Methode sind Charakterinterviews. Klingt vielleicht blöd, aber ich schreibe dann einen Dialog mit den Charakteren und frage sie, was passiert ist. Wenn ich die Charaktere nicht gut kenne, hilft das zwar nicht unbedingt bei dem Problem, aber ich lerne sie besser kennen. Manchmal hilft es bei der Lösung. Manchmal nicht.
Manchmal fehlt auch einfach Worldbuilding; dann nehme ich mir Zeit, ein großes Blatt Papier und mach mir Mindmaps zu den Motivationen der Antagonisten, zur Welt, zum Staats- und Religionssystem, zum Magiesystem (falls vorhanden), etc.
Wenn das alles nicht geholfen hat, gehe ich im Zimmer auf und ab und diskutiere laut mit mir selbst. Oder mit meinem Partner. Oder mit einer guten Freundin (das passiert dann aber über Messenger, weil wir nicht in der gleichen Ecke wohnen).
Mit jemandem darüber zu reden, der nicht in der Geschichte ist, kann ungemein helfen. Ich glaube, Informatiker haben einen ähnlichen Lösungsansatz, wenn sie beim Programmieren nicht weiter kommen, da reden sie dann mit einer Gummi-Ente und erklären ihr das Problem und kommen bei der Erklärung auf die Lösung. (Ich frage mich, was mein Partner und besagte Freundin sagen, wenn sie hören, dass ich sie mit Gummi-Enten vergleiche ...)
Als ich bei Icelands Band 2 an einer Stelle schrecklich feststeckte, traf mich die Lösung einer Szene beim Spazierengehen (wo wir also wieder beim »der Alltag inspiriert mich« wären). Manchmal muss man eben doch das Haus verlassen.
Worum geht es in Icelands und wie kam es zu der Idee? Wann kommt Band 3? 😛
Icelands ist ein Urban-Fantasy-Roman für Jugendliche und junge Erwachsene. Er spielt in einer Reflexion unserer Welt, in der es neben Menschen wie wir sie kennen auch sogenannte »Begabte« gibt.
Begabte sind Menschen mit besonderen Fähigkeiten, wie z.B. Telekinese, die Kontrolle über ein Element, die Macht, sich in andere zu verwandeln oder unsichtbar zu werden.
Natürlich sorgen solche Begabungen auch für Angst und Misstrauen in der Bevölkerung. In »Icelands« begleiten wir Mona Koch, eine zu Beginn 14-jährige Eiselementaristin.
Es geht in den Büchern unter anderem darum, wie Mona lernt, mit ihrer Macht umzugehen, sich selbst zu akzeptieren und Freundschaften zu knüpfen. Sie und ihre Freunde erleben Abenteuer, die nicht selten lebensgefährlich sind und stolpern über etwas, das das Leben aller Begabten bedroht.
Ich muss ein bisschen aufpassen, dass ich hier nicht zu viel verrate, denn einen dritten und finalen Band soll es schließlich noch geben. :)
Wenn alles klappt, wie geplant, wird er vermutlich irgendwann 2023 erscheinen. Ein genaues Quartal kann ich nicht nennen, denn es hängt ein bisschen davon ab, wie viel meine Betaleser:innen zu meckern haben und, wie lang ich brauche, das einzuarbeiten. Aber ich versuche Band drei so früh wie möglich in 2023 zu veröffentlichen.
Ich hab das »wie« noch gar nicht beantwortet. Die Idee zu »Icelands« entstand in einem Schreibkurs an der Uni. Meine gute Freundin Nina (eine meiner Gummi-Enten :D) hat mich geschnappt und in den Kurs geschleift. Der Schreibkurs beschäftigte sich tatsächlich mit dem NaNoWriMo und im Oktober sammelten wir Ideen – dabei sollten wir verschiedene Schreibübungen absolvieren.
Eine der Schreibübungen endete bei mir in einer Szene, in der zwei junge Frauen in einem Café saßen und sich unterhielten. Das war der Anfang für Mona und Melissa. Sie waren in der Szene älter, charakterlich aber schon so wie in den Büchern. Zu dem Zeitpunkt waren sie aber noch ganz »normal«, also ohne besondere Begabung. Ich mochte die beiden und ich mochte die Szene im Café, also habe ich überlegt, wieso zwei so unterschiedliche Charaktere sich treffen könnten und sollten.
Und na ja ... Weil ich selbst manchmal nicht ganz verstehe, wie mein Kopf funktioniert, war für mich die einzig logische Erklärung, dass die beiden irgendwelche Superkräfte haben müssten und gemeinsam eine Schule besuchen, um diese zu meistern. Und daraus, aus einer einfachen Café-Szene, wurde »Icelands«.
Die Szene hat es, leicht abgewandelt, sogar ins erste Buch geschafft.
Ich danke Kim/pumerogo dafür, dass sie sich Zeit genommen hat, diese Fragen zu beantworten. Falls du nun neugierig geworden bist und ihre Bücher lesen möchtest, hier sind die wichtigsten Infos:
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Falls DU auch schreibst und gerne etwas dazu erzählen möchtest, kannst du mir gerne schreiben. Vielleicht hast du ebenfalls ein Buch veröffentlicht oder du erstellst Cover oder bist anderweitig kreativ in der Welt der Bücher tätig, sei es nun ein Hobby oder dein Beruf. Ich würde gerne weitere Interviews führen.
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