{Bloggen im April} Studium mit Ü30 - ja oder nein?
Das Durchschnittsalter der Studienanfänger im Jahr 2015 betrug 21,5 Jahre[1. Quelle: Statista, aufgerufen am 25. Februar 2017]. G8 und dem Wegfall der Wehrpflicht sei dank, werden die Studenten immer jünger. Meine Kommilitonen sind größtenteils Jahrgang 1997/1998. Hätte ich ganz normal 2005 Abitur gemacht und zum Wintersemester 2005/06 mit dem Studium begonnen, wäre ich fast 20 gewesen. Mein Freund, Jahrgang 1980, hat 2000 mit 19 das Abitur gemacht, war anschließend bei der Bundeswehr und hat sich zum Sommersemester 2001 eingeschrieben.
Heute fallen Bundeswehr und Zivildienst weg, wer will, kann ein freiwilliges soziales Jahr machen – oder direkt studieren.
Und dann gibt es noch diejenigen wie mich, die in dem Alter kein Abitur hatten. Aus welchen Gründen auch immer. Ich habe mit 24 Jahren meine Ausbildung zur PKA begonnen und sie nach drei Jahren erfolgreich abgeschlossen. In der Berufsschule war ich nicht die älteste, denn die älteste war um die 50. Dort war es nichts Ungewöhnliches, wenn man Mitte 20 war.
Im Anschluss habe ich mein Abitur nachgeholt. Die meisten dort waren Anfang 20 bis Mitte 20, wenige über 30. Dort war es egal, dass man schon fast 30 war. Jeder hatte seinen eigenen Grund, weshalb er das Abitur nachholen wollte.
Auf Spiegel Online habe ich einen Artikel von 2013 entdeckt, in dem 5 Erstis über 30 von ihren Erfahrungen erzählen. In einem anderen wird der Frage nach gegangen, in welchem Alter es sich noch lohnt, zu studieren.
Wie ist es in meinem Alter unter so vielen über 10 Jahre jüngeren Kommilitonen? Will man dann überhaupt studieren, wenn alle anderen noch so jung sind? Und wie sieht es mit dem Lernen aus?
Den Altersunterschied merke ich. Es sind kleine Dinge, wie zum Beispiel, dass man alles über WhatsApp bespricht, statt über E-Mail. Generell scheinen E-Mails fast “out” zu sein. Sie werden zum Teil kaum abgerufen. Ich schreibe viel lieber eine E-Mail, weil es einfacher ist, sie zu schreiben, weil ich sie am Computer tippen kann, weil sie genauso schnell ist, weil sie irgendwie persönlicher ist und nicht diesen Chat-Charakter hat.
Wir haben früher im Unterricht Briefchen geschrieben. Heute werden WhatsApp-Nachrichten geschickt.
Andererseits haben die etwa 10 Jahre jüngeren Kommilitonen den Vorteil, dass sie direkt von der Schule an die Uni gegangen sind. Auch ich kam direkt von der Schule, aber es war eben kein Gymnasium o.ä. Und davor habe ich eine Ausbildung gemacht. Ich habe nicht 8 oder 9 Jahre am Stück zum Beispiel Mathe oder Englisch gehabt. Bei mir gab es eine Unterbrechung. Bei mir ist sowieso alles anders gelaufen.
Es ist nicht so, dass mich der Altersunterschied davon abhält, studieren zu wollen. Da ich selber jünger wirke, fällt es eh nicht besonders auf.
Ich glaube, dass das Lernen ab einem gewissen Alter nicht mehr so leicht fällt. Jedoch nimmt die Lernfähigkeit nicht ab – auch nicht mit 60. Ich war nie besonders ehrgeizig, habe nie stunden mit der Nase in meinen Lernsachen gesteckt. Wie meine Konzentrationskurve damals aussah, das kann ich euch heute gar nicht sagen. Mittlerweile merke ich aber, dass ich in der Mittagszeit müde werde. Selbst beim Lesen bekomme ich schwere Lider. So ergeht es mir auch beim Lernen. Das kann aber bei jedem anders sein.
Das liebe Geld – wie ich mein Studium finanziere
Will man mit 30 studieren, sollte man sich im Klaren sein, dass es Geld kostet. Nicht jedem steht Bafög zu. Es gibt Ausnahmen, wie in meinem Fall die Tatsache, dass ich das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg gemacht habe. Ich kann natürlich nicht das ganze Bafög behalten, sondern muss die Hälfte zurückzahlen.
Der nächste Punkt ist die Krankenversicherung, denn ab 30 erhält man keinen Rabatt mehr. Ist man verheiratet, sieht es natürlich anders aus (übrigens auch mit dem Bafög, da das Gehalt des Ehepartners angerechnet wird). Aktuell zahle ich fast 180 Euro im Monat an meine Krankenkasse. Dazu kommt der Semesterbeitrag, der momentan an der RWTH Aachen bei 252,41 Euro liegt. Darin enthalten ist das Ticket für komplett NRW. Bisher habe ich mein Ticket noch nicht voll ausgenutzt, aber da ich regelmäßig öffentliche Verkehrsmittel nutze, lohnt sich das Ticket auch schon.
Um das Studium zu finanzieren, arbeite ich nebenbei auf 450-Euro-Basis. Das sind 50 Stunden pro Monat. Habe ich wegen der Uni wenig Zeit, kann ich natürlich nicht so “viel” arbeiten.
Mein Rat an euch
Ihr seid auch über 30 und wollt (noch mal) ein Studium beginnen? Dann tut es! Es gibt auch Fernunis oder die Möglichkeit, neben dem Beruf zu studieren. Man muss sich nur trauen. Und wenn das gewählte Studium sich als nicht das richtige herausstellt? Steht dazu, sucht nach Alternativen und informiert euch über einen Wechsel. Ich bin nämlich momentan in dieser Lage und werde euch auch darüber auf dem Laufenden halten.
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