Ein Tag in Lüttich
Aachen ist eigentlich das Tor zur ganzen Welt. Naja, vielleicht nicht zur ganzen, aber zumindest zur halben. Von hier aus lassen sich einige europäische Städte leicht erreichen, z. B. London (mit dem ICE erst nach Brüssel und dann von dort aus weiter mit dem Eurostar), niederländische Städte wie Amsterdam (nicht mit dem ICE, aber mit niederländischen Zügen), Maastricht (mit Bus, Bahn oder, wer möchte, mit dem Fahrrad), belgische Städte wie Lüttich, Brüssel und Gent und zu guter Letzt lässt sich auch Paris schnell mit dem Zug erreichen.
Im August haben wir einen Zug von Welkenraedt (Belgien) nach Lüttich genommen. Der ICE von Aachen nach Brüssel wäre eine weitere Option gewesen, aber mit fast 22 € pro Fahrt und Person deutlich teurer als die 8,80 € für ein Wochenende pro Person, die wir bei der belgischen Bahn bezahlt haben. Am Bahnhof in Welkenraedt kann man kostenlos parken. Zum Glück haben wir noch einen Parkplatz gefunden. Sonst hätten wir den Zug verpasst und eine Stunde warten müssen.
Die Zugfahrt dauert 33 Minuten und führt uns durch die wunderschöne Landschaft der Ardennen. Fotos habe ich leider keine gemacht. Stellt euch einfach Felder und Wiesen vor, felsige Berge (für diejenigen, die in den Alpen wohnen sind das wahrscheinlich eher Hügel) und kleine Ortschaften.
Kurzinfo Lüttich
Französisch: Liège, Niederländisch: Luik
Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Laut Wikipedia hat die Stadt im Januar 2022 195.278 Einwohner gehabt (Vergleich Aachen: 252.769 Einwohner, Stand Dezember 2023).
Sprache: Französisch
Mit dem Zug kommt man schließlich am Bahnhof Liège-Guillemins an. Dank der Durchsagen weiß ich nun auch so ungefähr, wie man Guillemins ausspricht.
Der Bahnhof ist ein Kunstwerk und besteht aus viel Glas, viel Beton und hat sogar einen eigenen Wikipedia-Eintrag. Als wir da waren, war das Dach noch mit bunten Folien überzogen, was auch von einem Künstler stammt. Allein durch das viele Glas wirkt der Bahnhof schon sehr hell, aber die bunte Folie hat das ganze noch fröhlicher gemacht. Ich bin keine Kunstkennerin und hab keine Ahnung, wie man sowas am besten beschreibt. Aber mich hat's fröhlich gestimmt irgendwie. Oft sind Bahnhöfe einfach nur schmutzige Löcher, aus denen man lieber schnell raus möchte. Der Lütticher Bahnhof ist zum Glück eine Ausnahme.
Wir sind vom Bahnhof aus ohne Plan einfach losgelaufen Richtung Maas (franz.: Meuse). Dort gelangt man über die Passerelle La Belle Liégeoise auf einer Insel, auf der sich noch eine ganze Stadt befindet. Allerdings haben wir uns nur den Park um das Museum La Boverie angeschaut. Ein hübscher Park mit einem Teich, Gänse-Familien und Tauben.
Von der Insel ging es dann wieder zurück über die Fußgängerbrücke. Unser Ziel: Diese Treppe mit den zig Stufen: Montagne de Bueren. Doch bis dahin waren es noch einige Kilometer und zunächst gingen wir am Jardin Botanique de Liège vorbei, der Botanische Garten von Lüttich. Für 4 € hätten wir auch reingehen können, aber uns war schon warm genug. Also haben wir ihn nur von außen betrachtet.
Irgendwie hat das Gewächshaus und die umliegenden Gebäude was. Sie sehen heruntergekommen aus, wie vieles in Lüttich. Aber das hat auch seinen Charme, oder?
Es ist ein ziemlich schwüler Tag und ich hab natürlich vergessen, etwas zu Trinken einzupacken. Und irgendwie sind wir auch in keinen Supermarkt gegangen, um uns was zu kaufen. Als wir an der Treppe ankamen und sie langsam hochkrochen, merke ich, dass es keine gute Idee war. Zum Glück hatte ich Nimm2 dabei.
Nachdem wir durch einige Geschäftsstraßen geschlendert sind (ich habe sogar ein Woll- und ein Stoffgeschäft entdeckt, aber bin nicht reingegangen, weil ich nichts kaufen wollte), kamen wir der Treppe immer näher.
Nach den 374 Stufen erreichten wir schließlich den Berg. Von oben hat man eine schöne Aussicht auf die Stadt und das Umland. Auf der Wiese grasten sogar Schafe. Wir hätten die Treppe auch wieder runtergehen können, aber da wir da oben ein Stück Natur entdeckt haben, haben wir einen schöneren Weg durch ein Wäldchen genommen. Ich war ganz überrascht, so etwas dort oben zu finden.
Das letzte Ziel war nun ein Café, um eine Kleinigkeit zu essen, bevor wir um kurz nach 16 Uhr den Zug zurück nach Welkenraedt nehmen wollten.
Ein Café war schnell gefunden. Mein Mann hat sich was Süßes gegönnt (inkl. Kakao) und ich ein vegetarisches geröstetes Brot mit Salat und dazu eine hausgemachte Limo. Die Speisekarte war natürlich auf Französisch und unsere Französischkenntnisse sind quasi nicht existent. Als ich das Abitur von 2013 bis 2016 nachgeholt habe, hatte ich zwar Französisch und am Ende auch eine 2+. Aber danach hab ich mit der Sprache abgeschlossen. Die Aussprache ist kein Problem, manches kann ich auch verstehen, wenn ich's lese. Aber sprechen? Zum Glück hatten wir den Google-Browser auf den iPhones, mit dem wir dann übersetzen konnten. das hat zwar geklappt, aber da sind echt auch teilweise komische Sachen bei rausgekommen. Irgendwas mit Furzgeschmack?! Okay.
Gestärkt und müde ging es dann zu Fuß wieder zum Bahnhof zurück und so endeten ein paar Stunden in Lüttich.
Würde ich wieder nach Lüttich fahren? Auf jeden Fall. Dann aber mit einem Plan, was ich sehen möchte. Museen muss ich vielleicht nicht unbedingt besuchen, aber schadet ja auch nicht. Einkaufen? Muss nicht sein. Allerdings würde ich gerne Lütticher Waffeln essen.
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