Freundschaften hegen und pflegen
Ich hab es nicht so mit dem “sich melden”. Dabei ist es nicht so, als wollte ich keinen Kontakt. Vielleicht will ich ihn sogar sehr gerne. Vor allem, wenn man sich schon ewig kennt – nämlich schon bevor ich die Angststörung bekommen habe.
Eine einfache Mail schreiben. Ein Treffen ausmachen. Für die meisten ist das ein Klacks.
Für mich ist es… kompliziert.
Ich traue mich zum Beispiel nicht, Menschen, die ich zu meinem Bekanntenkreis zähle, einfach mal anzuschreiben. Hallo, wie geht es dir? Lass uns mal was machen.
Aber tausenden von Menschen teile ich auf Twitter mit, dass mir langweilig ist!
Wie gerne würde ich dieser Freundin schreiben, die ich schon so lange kenne. Wie gerne würde ich mich mit ihr treffen. Doch etwas hält mich ab. Ist der Grund dafür unser unterschiedlicher Lebensweg?
Manchmal begegnen wir uns zufällig in der Stadt. Sie freut sich, ganz ehrlich. Wahrscheinlich wartet sie nur darauf, dass ich den ersten Schritt mache. Was kann schon passieren? Sie kennt mich. Sie kennt mein ängstliches, verletzliches Ich. Sie kennt die ruhige Schülerin, die ich mal war. Die Verena, die im Unterricht immer neben ihr saß. Die immer Angst vor ihrem Hund hatte. Die ihre erste Panikattacke plötzlich in der Schule bekam.
An ihrer Schulter habe ich mich ausgeweint, nachdem mein Bruder damals ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Als wir noch nicht wussten, was los war.
Die wenigen Male, die sie in der Schule fehlte, fühlte ich mich unvollständig.
Ich sollte ihr schreiben. Ich sollte auch allen anderen, zu denen ich gerne eine Freundschaft aufbauen möchte, schreiben.
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