Gedanken zu später Stunde

Es ist schlimm, erst dann zu merken, dass man keine Freunde hat, wenn man Freunde nötig hat.

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Wie wahr!

Oft denke ich über das Thema nach. Freundschaft. Es gibt Menschen, die haben viele Freunde. Immer haben sie jemanden um sich. Dauernd sind sie auf Achse. Nie scheinen sie alleine zu sein. Was macht diese Menschen aus? Sie kommen mir selbstbewusst vor, stark. Sie können etwas, was ich nicht kann: mit anderen Menschen umgehen. Sie wissen, was sie sagen dürfen und was nicht. Oder zumindest wissen sie, wie sie das Gesagte so zu verpacken, dass es niemanden stört.

Dann gibt es die, die nur eine handvoll Freunde haben oder zumindest Menschen, die ihre Freunde sein könnten. Der einzig wahre Freund ist der feste Partner. Durch ihn lernt man seine Freunde kennen. Man wird in den Freundeskreis hineingezogen. Man gehört einfach dazu. Ohne den Partner trifft man sich aber eher nicht. Diese Art von Menschen ist eher in sich gekehrt, würde ich behaupten. Freundschaften halten nicht lange. Irgendwie versucht man, sich Freunde zu suchen und möchte dazugehören. Einen eigenen Freundeskreis haben. Doch es fehlt die Erfahrung mit Menschen, die einen scheitern lässt. Da sind diese Personen, bei denen man sich nochmal melden möchte. Aber man fürchtet, abgewiesen zu werden. Man wollte dazugehören und auf sich aufmerksam machen. Doch das war vielleicht etwas zu viel. Man weiß nicht, wie man sich verhalten soll. Schlechte Erfahrungen, Angst, wenig Selbstbewusstsein. Sie schaffen es, dass Menschen sich eher abwenden. Immer wieder wird dieser Fehler gemacht. Man weiß, woran es liegt. Man will es ändern. Aber es fehlt die Stärke. Die Stütze. Das macht diese Art aus.

Sicher habt ihr gemerkt, zu welchen dieser beiden “Arten” ich gehöre. Die meiste Zeit meiner Jugend verbrachte ich, im Gegensatz zu fast allen anderen, alleine in meinem Zimmer oder mit meiner Familie. Ich hatte nur eine richtige Freundin. Die anderen, die sich meine “Freunde” schimpften, waren keine. Wie ich bereits weiter oben schrieb, lernt man in einer Beziehung die Freunde des Partners kennen und gehört quasi automatisch dazu. Aber wenn man getrennte schließlich getrennte Wege geht, hat man auch diesen “Freundeskreis” verloren. Besonders blöd, wenn man keine eigene Freunde hat. Oft habe ich mir danach gedacht, dass man ohne Freunde besser dran ist. Das erspart einem viel Leid. Es gibt aber Momente im Leben, in denen man gerne einen Freund zum Reden hätte. Dann ist man allein und spürt die Abwesenheit eines guten Freundes umso mehr.
Sich immer nur auf den Partner zu beschränken, ist auch keine Lösung. Denn man möchte ja auch unabhängig sein. Auch, wenn man nur ein, zwei oder drei Menschen in seinem Umfeld hat, die man als Freunde bezeichnen kann, sollte man diese Freundschaft pflegen und keine Hemmungen haben, sich bei den Personen zu melden. Auch bei denen, von denen man länger nichts mehr gehört hat. Auch, wenn man sich unsicher ist. Irgendwann sollte man sich einfach einen Ruck geben.

Manchmal frage ich mich, bin ich die Person, die ich bin, wenn ich unter anderen Menschen bin? Bin das wirklich ich, die versucht, Aufmerksamkeit zu erhalten? Die schon fast krampfhaft versucht, zu zeigen “ich bin auch noch da!”? Das bin nicht ich. Ich bin die, die nicht auffällt. Die Kleine dahinten. Mit dem ernsten Blick. Die andere darum beneidet, dass sie gemocht werden, dass sie Lob bekommen, dass sie Talente haben.