Prokrastination

Prokrastination

Ich sitze an meinem Laptop. Nur kurz mal lesen, was es auf Twitter neues gibt. Meinen Instagram-Feed checken. Rüber zu Facebook. Lustige Bilder, Kommentare zum Kopfschütteln, Katzenvideos. Eigentlich wollte ich ja noch etwas anderes machen; 500 Wörter an meinem Roman tippen zum Beispiel oder einer Freundin schreiben und fragen, ob wir uns noch mal treffen sollen. Ein Buch lesen, einen Artikel schreiben oder auf Mails antworten. 

Stattdessen verliere ich mich in den Tiefen des Internets und schiebe alles andere vor mich her, verschiebe es auf später, auf morgen, auf irgendwann. Tage vergehen und ich habe der Freundin noch immer nicht geschrieben. Dann sind es Wochen. 

Das Aufschieben frustriert mich. Eigentlich sollte es doch entspannen, einfach mal nichts zu tun und sinnlos im Internet zu surfen, oder? Doch das Gegenteil ist der Fall. Je mehr Zeit verstreicht, desto verspannter werde ich, desto mehr denke ich nach, desto mehr denke ich daran, dass ich jetzt aufhören sollte, dass ich das Browserfenster schließen sollte, dass ich jetzt endlich mal den Arsch hoch kriegen muss. 

Nichts passiert. Ich klicke mich durch meine Timeline auf Twitter, lese Kommentare, ärgere mich über die Menschen, bin neidisch auf diejenigen mit einem tollen Leben, mit Freunden, tollen Beruf – eben allem, was dazu gehört. Ich ignoriere Nachrichten, Mails. Am liebsten möchte ich mal komplett abschalten. Doch in meinem Hinterkopf ist immer diese Stimme: Du musst noch X machen. Auch Y wartet noch darauf, erledigt zu werden. 

Ich nehme mir vor, den Laptop einfach zuzuklappen, wenn ich mich das nächste Mal dabei erwische, sinnlos im Internet zu surfen. Einfach aufstehen, an die frische Luft gehen oder Yoga machen. Endlich mal die Stricknadeln und die neue Wolle in die Hand nehmen und den nächsten Versuch starten, einen Pullover zu stricken. 

Doch das Vorhaben klappt nur selten, denn irgendwie zieht mich das Internet magisch an. Wenn ich so viel Zeit doch auch in wichtige Dinge investieren würde! Ich wäre eine so fleißige Studentin, hätte schon so viele Pullover gestrickt und Mails beantwortet. Von den fertigen Romanen will ich gar nicht anfangen zu reden!

In dieser Prokrastinationsphase habe ich nun diesen Text geschrieben. Wer hätte gedacht, wie kreativ ich doch sein kann.