reread September: "Plastic Hearts" (Lisa De Jong) – abgebrochen
Wieso ist mir eigentlich nicht 2013 aufgefallen, wie schrecklich das Buch ist? Es ist ja nicht so, als wäre ich damals ein Teenager gewesen oder so – nein, ich war Ende 20!
“Plastic Hearts ist voller Herzschmerz, aber auch wirklich schön,” schrieb ich in meiner Rezension damals. Ey, Vergangenheits-Verena, das Buch ist nicht “wirklich schön”. Dane ist arrogant und stalkt Alex zu Beginn. Zwar nicht heftig, aber er folgt ihr und akzeptiert zunächst ihr Nein nicht. Gut, eigentlich sagt sie ja nur Nein, weil ihre Eltern Dane nicht akzeptieren würden. Trotzdem. Junge, Nein heißt Nein. Da kannst du noch so schöne Augen haben und eine Lederjacke tragen. Er ist sooo davon überzeugt, dass sie irgendwann einem Date zustimmen wird. Spoiler: wird sie und zwar schon ziemlich schnell.
Apropos Lederjacke: ich hätte zählen sollen, wie oft sie erwähnt wird (neben seinen Augen). Irgendwie legen Autor*innen von New Adult-Romanen immer besonders viel Wert auf die tollen Augen des Love Interests. Oder/Und natürlich auf den gut gebauten Körper. Und IMMER gibt es eine tragische Familiengeschichte.
Noch zu der Lederjacke: beim ersten Date gehen Dane und Alex in einen Club und tanzen da und aus irgendeinem Grund trägt Dane seine Lederjacke dabei und Alex bemerkt natürlich zum hundertsten Mal seinen Geruch. Hallo? Ihr tanzt gerade, in einem Club, der sicher voll und stickig ist und der Kerl trägt seine Lederjacke? Und riecht dabei noch GUT? Warum hat er die Jacke überhaupt noch an? Ich bin jetzt nicht besonders discoerprobt, aber ich weiß von den paar Malen, dass es da ziemlich warm und eklig drin ist.
Die erste Begegnung der beiden sieht übrigens so aus:
Suddenly, hands gripped my hips and I felt a large hard body pressed up against mine.
Lisa De Jong – Plastic Hearts, Seite 5
Hintergrund zum Zitat: Alex ist mit ihrem Freund Ryan und ihrer Mitbewohnerin in einem Club tanzen. Ryan tanzt nicht, sondern steht nur gelangweilt am Rand. Alex liebt tanzen, weil sie dadurch loslassen kann. Lustig, bei mir ist es eher andersherum. Ich hasse tanzen und kann nicht loslassen. Bin wohl eher wie Ryan. Irgendwann betatscht Dane sie also von hinten (siehe Zitat). Zunächst denkt Alex, es wäre Ryan, der sich doch dazu entschieden hat, mit ihr zu tanzen. Doch als sie sich schließlich (iiiiirgendwann, nachdem sie ziemlich eng getanzt haben) umdreht, sieht sie – den schönsten Mann, den sie je gesehen hat. Das entschuldigt aber nicht sein Verhalten, du dumme Nuss. Ein Fremder, egal wie gut er aussieht, hat einfach nicht das Recht, sich von hinten an dich ranzumachen. Statt ihm eine zu scheuern, wie es angebracht wäre, starrt sie ihn an und vergisst Ryan. Naja, den liebt sie eh nicht und ist sowieso nur mit ihm zusammen, weil sie sich seit Kindesbeinen an kennen und ihre Eltern sehr zufrieden sind mit der Wahl.
An einer anderen Stelle sagt Dane sowas wie “I want you to be my girl.” Besitzergreifend ist er ja nicht, oder? (Achtung, das war Sarkasmus!)
Was lernen wir daraus? Immer mal wieder nach ein paar Jahren ein Buch noch mal lesen und schauen, ob es immer noch so toll ist. Und: Romantisierung von Stalking, Nicht-Akzeptanz von Nein, einfach an Frauen herantanzen ist nicht cool. Generell ist es nicht cool, wenn toxische Dinge in Romanen oder sonstwo romantisiert werden.
Falls ihr jetzt Lust bekommen habt auf das Buch: don’t buy it. Aber ihr könnt ja meine Rezension zum Sequel lesen. Das Buch fand ich übrigens auch “sooo schön”. Was zur …?!
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