Rezension: Frau Einstein (Marie Benedict)

Rezension: Frau Einstein (Marie Benedict)

Wo fange ich hier bloß an? Als ich letztes Jahr das Buch “Frau Einstein” in der Goodiebag von der Litblog Convention fand, war ich skeptisch. Ich interessiere mich weder für Einstein, noch für Physik, Mathe oder die Zeit um 1900 herum. So lang der Roman seit dem Sommer noch eingeschweißt bei mir rum, ohne, dass ich mich auch nur mit ihm beschäftigt habe.

Doch nun, da ich meine ungelesenen Bücher endlich mal lesen will, habe ich mir das Buch dann doch mal gegriffen. Ich war neugierig auf Mileva Marić, von der ich bis dahin noch nie etwas gehört hatte. Oder vielleicht schon, nur ich habe es vergessen?

Die amerikanische Autorin Marie Benedict ist Anwältin, schreibt aber auch Bücher über die Frauen berühmter Personen und versucht, diese auf den ersten Blick unbedeutenden Frauen zu beleuchten. “Frau Einstein” ist Fiktion und basiert auf den Briefen zwischen dem Studenten Albert Einstein und seiner zunächst Kommilitonin und späteren Ehefrau Mileva Marić, einer aus Serien stammenden intelligenten Frau, die in Zürich als einzige Frau gemeinsam mit Albert Einstein Physik und Mathe studiert hat. Sie war eine der ersten Frauen, die überhaupt diese Fächer studieren durfte. Heute undenkbar, aber damals war man der Ansicht, eine Frau gehöre an den Herd und nicht in einen Hörsaal, geschweige denn durfte sie Karriere machen.

Es gibt viele Spekulationen darüber, ob und inwiefern Mileva Einfluss auf Einsteins Relativitätstheorie hatte. Marie Benedict hat sich dafür entschieden, Mileva als eine der Hauptakteure zu zeichnen, die Albert Einstein zu seinem Ruhm und Nobelpreis verholfen hat. Dabei kommt Albert Einstein allerdings gar nicht gut weg. Zunächst macht er der jungen Mileva den Hof, umwirbt sie, bis sie schließlich unehelich schwanger wird. Ihre Prüfungen am Zürcher Polytechnikum, heue die Eidgenössische Technische Hochschule, schafft sie aufgrund der Schwangerschaft nicht, doch Albert macht ihr die ganze Zeit über Hoffnungen, dass sie beide es zu etwas Großem schaffen.

Doch Milevas junges Leben läuft von da an nicht mehr so, wie sie es sich ausgemalt hatte. Sie wollte unabhängig sein von einem Mann, eine Karriere machen in dem Feld, was ihr am meisten lag – so ganz anders, als es für Frauen zu der Zeit üblich war. Albert Einstein entrückt ihr immer mehr – oder ist es der Ruhm, der ihm zu Kopf gestiegen ist? Psychisch hat Mileva einiges zu erleben und nicht nur einmal hätte ich sie mir am liebsten bei den Schultern gepackt und gerüttelt.

Das Verhalten Albert Einsteins seiner Frau, die er doch einst so sehr umworben hatte, wandelte sich urplötzlich und ich wurde beim Lesen immer wütender auf ihn. Ich weiß, das meiste an dem Buch ist Fiktion. Die echten Briefe von Mileva an Albert, Albert an Mileva oder andere Personen allerdings kann man online lesen.

Die in “Frau Einstein” abgedruckte Anmerkung der Autorin (Marie Benedict) könnt ihr hier (Englisch) nachlesen.

Ob Fiktion oder nicht, mich hat der Roman positiv überrascht und ich habe mit Mileva fühlen können. Ich hatte tatsächlich am Ende Tränen in den Augen und das kommt wirklich ganz ganz selten vor (bei Büchern).

Rezensionen zu “Frau Einstein” auf anderen Blogs:

buchstabenträumerei, astrolibrium, buchsichten, leselaunenklappentextmag

Mehr über Mileva und Albert Einstein habe ich übrigens unter anderem in einer Zeitschrift für Physik-Lehrer gefunden.