Rezension: Queenie (Candice Carty-Williams)
“Queenie*” ist nicht das erste Buch einer schwarzen Autor*in, was ich gelesen habe. Vor ein paar Jahren habe ich “Wüstenblume” von Waris Dirie, “Blauer Hibiskus” sowie “Americanah” von Chimamanda Ngozi Adichie gelesen. Auch ein paar Romance-Bücher von schwarzen Autor*innen waren im Laufe der Jahre dabei, bei denen wurde allerdings Rassismus etc. nicht thematisiert. Allerdings achte ich gar nicht auf die Hautfarbe der Autor*innen, sondern auf den Inhalt.
Auf Goodreads gibt es ein paar negative Rezensionen zu “Queenie”. Diese beziehen sich besonders darauf, dass Queenie, die Protagonistin des Romans, mit vielen unterschiedlichen Männern Sex hat, ohne ein Kondom zu benutzen. Sie genießt das noch nicht einmal, sondern nutzt es, um ihre Probleme zu vergessen.
Klar könnte man jetzt sagen, dass es nicht ok ist, dass die Autorin Candice Carty-Williams ihre Protagonisten sich einfach so von Männern benutzen zu lassen und dann auch noch ohne ausreichend Schutz. Aber das gehört zur Figur, zu ihren psychischen Problemen, ihrem Kindheitstrauma.
“Queenie” ist ein Buch über eine junge Frau jamaikanischer Abstammung, die von ihrem weißen Freund verlassen wurde, die starke Probleme hat und nicht weiß, wie sie damit umgehen soll. Sie ist in dem Glauben aufgewachsen, dass man über psychische Krankheiten nicht spricht und nicht zur Therapie geht.
Das Verhältnis zum Mutter ist schwierig, zu ihrem Vater hat sie keinen Kontakt mehr. Dafür hat sie ihre Großeltern, bei denen sie im Verlauf des Buches auch Unterschlupf findet. Da in der Familie allerdings nicht über Probleme geredet wird, ist es teilweise nicht einfach für Queenie.
Dann sind da noch ihre drei besten Freundinnen, die sie in unterschiedlichen Lebensphasen kennengelernt hat und sehr verschieden sind. Dennoch helfen sie Queenie auf ihre Art.
“Queenie” ist ein gelungenes Buch, wie ich finde. Es sollte jedoch eine Triggerwarnung enthalten, da direkt zu Beginn Queenie erfährt, dass sie unbemerkt schwanger war und das Baby verloren hat. Zudem lässt sie sich von Männern für Sex benutzen, obwohl sie das eindeutig nicht genießt. Besonders einer geht sehr grob vor und fügt Queenie Schmerzen zu. Außerdem wird in Rückblenden von familiärer Gewalt erzählt.
Rassismus ist ebenso ein großes Thema. Diesen erfährt Queenie besonders auf einer Dating-App, durch die sie die verschiedenen Männer (alles weiße) kennenlernt. Außerdem besucht Queenie Demonstrationen gegen Rassismus (sie setzt sich z. B. auch für Black Lives Matter ein).
Queenie mag eine fiktionale Figur sein, aber so wie die Autorin sie beschreibt, kann es auch eine echte Person sein. Das finde ich besonders wichtig, um zu verstehen, welchen Problemen Schwarze im Alltag ausgesetzt sind.
Wer “Queenie” auf Deutsch lesen möchte: am 18. August erscheint das von Henriette Zeltner-Shane übersetzte Buch im Aufbau-Verlag.
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