Shortstories: Wer bist du?
Tja, wer bin ich? Das ist eine sehr gute (philosophische) Frage – und mit Philosophie stehe ich bekanntlich auf Kriegsfuß. Vielleicht helfen ein paar Stichpunkte, zu erfahren, wer ich denn eigentlich bin.
- Tochter, Nichte, Schwester, Freundin, Cousine
- Leseratte
- Hobbyfotografin
- Abinachholerin
- lieber allein oder auch nicht (wechselt je nach Stimmung)
- Nichtraucherin
- Brillenträgerin seit 2007
Vom Kräutchen Rührmichnichtan bis heute
Ich war neun, als die fünfjährige Tochter von Bekannten mich “Kräutchen Rührmichnichtan” nannte. Scheu und unscheinbar beschreiben mich wohl am besten. Zumindest war ich das eine lange Zeit. Rückblickend würde ich mich auch als “graue Maus” bezeichnen. Langweilige Klamotten, langweiliger Haarschnitt, immer lieb und brav, ganz still im Unterricht. Ich war nie eine Rebellin, ich rauchte nie heimlich mit anderen in einer Ecke, ich ging nie auf Partys. Was das typische Teenagerdasein betrifft, hatten meine Eltern wirklich viel Glück mit mir.
Sehr nah am Wasser gebaut war ich auch. Ein Sensibelchen.
Mit den Jahren wurde ich erwachsener, reifer. Besonders die Zeit in der Psychiatrie, da war ich 15, war ziemlich prägend für mich. Plötzlich war ich nicht mehr in der schützenden Gesellschaft meiner damaligen besten Freundin aus dem Gymnasium. Auf einmal war ich in einer Gruppe von Jugendlichen, die so ganz anders waren, als ich es gewohnt war und kannte.
Therapien, ein weiterer Klinikaufenthalt mit fast 18 – all das war sicher entscheidend für mein heutiges Ich. Im Gegensatz zu früher, bin ich heute stärker, komme mehr aus mir heraus, bin nicht mehr ganz so still. Trotzdem macht mich die Gesellschaft von gleichaltrigen, die womöglich auch noch viel älter und reifer wirken als ich, nervös.
Verena bedeutet “die Scheue”
Treffe ich zum ersten Mal auf Unbekannte, bin ich oft zurückhaltend. Oder ich plappere drauf los, was mir hinterher unangenehm ist. Auf jeden Fall bin ich unsicher. Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll, was ich sagen soll.
Fremde Leute ansprechen ist nicht leicht für mich. Im Bus, wenn ich gerne raus möchte und neben mir jemand sitzt, fällt es mir schwer, etwas zu sagen. Mein Gegenüber mag das vielleicht als unhöflich auffassen. Dabei trau ich mich nur nicht.
Ansonsten bin ich ganz nett, denke ich. Manchmal zu nett.
Und ihr so?
Comments ()