Veränderungen

Veränderungen
Photo by Brett Jordan / Unsplash

Vor drei Jahren begann der erste Lockdown. Seitdem habe ich auf so vieles verzichtet, so viel gemieden. Drei Jahre fast nur zu Hause. Über zwei Jahre online Uni. Doch jetzt ist es Zeit für Veränderungen – und zwar eine, für mich, ziemlich große. Ich habe nämlich einen neuen Job – meinen ersten "richtigen" Job.

Mit 37 Jahren werde ich zum ersten Mal richtig arbeiten. Ich sage "richtig", weil ich bisher entweder "nur" eine Ausbildung gemacht habe, ohne anschließend in dem Beruf zu arbeiten. Stattdessen habe ich ja, wie treue Leser wissen, das Abitur nachgeholt. Währenddessen habe ich nicht gearbeitet, weil ich mich voll auf die Schule konzentrieren wollte und dank Schüler-Bafög (was nicht zurückgezahlt werden muss) gut über die Runden kam. Kurz nach dem Abi habe ich dann für insgesamt zwei Jahre in einem Bekleidungsgeschäft auf Minijobbasis gearbeitet, bis ich mich dann im Sommer 2018 für einen Hiwi-Job an der Uni entschieden habe. So konnte ich auch das, was im Studium gelehrt wurde, praktisch anwenden. Doch nun bin ich fertig mit dem Studium und nur noch bis Ende des Monats, also Ende März, eingeschrieben. Das bedeutet, danach kann ich nicht mehr als Hiwi arbeiten. Im Dezember/Januar habe ich deshalb mit der Jobsuche begonnen. Zunächst schien es, als würde mir keiner eine Chance geben wollen. Ich hatte Bewerbungen für verschiedene Stellen verschickt, vor allem im Bereich Content Writer und ähnlichen Berufen. Ich hatte sogar auch ein Trainee im Marketing in Erwägung gezogen. Schließlich wurde ich dann doch zu Gesprächen eingeladen, allesamt online über Google Meet oder Microsoft Teams. Bei einer Firma, die auch wirklich interessant klang, wurde ich sogar zu einem zweiten Gespräch eingeladen. Geworden ist daraus dann doch nichts.

Als ich mich schon darauf eingestellt habe, ab April kein Geld zu verdienen oder meinen Bruder zu fragen, ob ich bei ihm, wenn auch remote, arbeiten kann, erhielt ich einen Anruf. Eigentlich bin ich aus diesem letzten Gespräch mit eher gemischten bis schlechten Gefühlen rausgegangen. Ich wollte mir einfach keine Hoffnungen machen. Und dann hab ich auch noch viel zu schnell auf den Auflege-Button in Teams getippt beim Verabschieden. Aber nein, ich wurde tatsächlich genommen. Zwei Tage nach dem Gespräch kam die Zusage. Während ich für die anderen Jobs keine praktischen Erfahrungen abseits meines Blogs mitbrachte, konnte ich bei diesem Job dadurch punkten, dass ich verschiedene Dinge aus der Stellenanzeige erfüllte, da ich diese entweder im Studium oder während meiner Hiwi-Tätigkeit (oder beides) gelernt habe.

Ich werde also als wissenschaftliche Beschäftigte an der Uni arbeiten. Zwar ist die Beschäftigung auf vier Jahre befristet, aber dafür werde ich viele Erfahrungen sammeln. Es wird erst mal eine große Umstellung für mich sein, weil sich mein kompletter Tagesablauf ändern wird und ich auch nicht (immer) von zu Hause aus arbeiten werde. Gerade das macht mir momentan etwas Angst. Diese Angst ist schwer zu erklären für Menschen, die nie mit einer Angststörung zu tun hatten. In den letzten Wochen bin ich unruhig und denke viel nach über irgendwelche Was-wäre-wenn-Szenarien, die aber nichts mit meiner künftigen Arbeit zu tun haben, sondern damit, dass ich meine Komfortzone verlassen muss. Mir hilft dann, mich irgendwie zu beschäftigen. Schwer wird es, wenn ich etwas tiefer in diesem Gedankenstrudel stecke, aber meistens schaffe ich es, mich zumindest eine Weile durch kreative Tätigkeiten abzulenken. Stricken, malen, irgendwas basteln, auch aufräumen, Fenster putzen, Vögel beobachten. Das gibt mir Hoffnung für die Arbeit, denn da werde ich bestimmt wenig Zeit zum Grübeln haben.

Einerseits habe ich also etwas Angst vor dieser neuen Herausforderung. Andererseits freue ich mich total auf die neue Stelle und darauf, neue Menschen kennenzulernen. An der Uni beschäftigt zu sein, bringt ja auch viele Vorteile mit sich: wir haben verschiedene Mensen, in denen ich essen kann, das Angebot des Hochschulsports gilt auch für Beschäftigte (vor Corona war ich z. B. im Gym und letztes Jahr habe ich an einem Outdoor Yoga-Kurs teilgenommen. Vor allem würde ich halt gerne noch mal Yoga oder Pilates dort machen).

Ich hoffe, dass auch irgendwann meine Lust am Schreiben wieder kommt. Die letzten Monate war da nicht viel von zu sehen.