Rezension: Küssen ist die beste Verteidigung (Alexandra Görner)
Dass ich einen kleinen London-Tick habe, wisst ihr ja sicher. Bücher mit Sehenswürdigkeiten der britischen Hauptstadt drauf – das muss ich mir genauer ansehen! Auch auf dem Cover von Alexandra Görners aktuellem Roman “Küssen ist die beste Verteidigung*” ist eins von vielen schönen Gebäuden Londons abgebildet: die Tower Bridge. Von dieser Brücke habe ich sämtliche Fotos gemacht, als wir vor zwei Jahren dort waren. Außerdem haben wir im Hotel direkt an der Brücke gewohnt. Beim nächsten Mal möchte ich gerne die Tower Bridge richtig besichtigen, denn sie hat oben einen gläsernen Gang.
Aber ich will auch gar nicht so viel über London quatschen. Schließlich geht es hier um ein Buch und nicht meine Liebe zu London.
Worum es geht
“Küssen ist die beste Verteidigung” ist, laut dem zu Ullstein gehörenden Verlag Forever, eine “Sexy Romance” – im Grunde also ein Liebesroman. Die Autorin Alexandra Görner hat bereits mehrere geschrieben und das Buch, was ich nun bespreche, ist ihr aktueller Roman. Sie hat mehrere Bücher geschrieben, die in London spielen.
Audrey arbeitet als Escort Girl, da sie Geld braucht, um das Haus ihrer Großmutter nach einem Schlaganfall behindertengerecht umbauen zu können. Als Vollwaise seit dem Kleinkindalter ist die junge Frau bei ihrer Oma im Londoner Stadtteil Hackney aufgewachsen. Zu dem Job als Escort Girl hat ihr Zoe, Audreys beste Freundin, verholfen. Auch Zoe ist ein Escort Girl, scheint damit allerdings weniger Probleme zu haben. Zumindest beklagt sie sich nicht. Die beiden teilen sich eine Wohnung.
Durch ein Missverständnis landet Audrey statt bei dem eigentlichen Kunden bei Rob Masters, Anwalt und ziemlich gutaussehend. Er ist auf der Suche nach einer Haushaltshilfe. Die erste Begegnung ist ziemlich peinlich für beide, da Audrey erst zu spät ihren Fehler merkt und Rob die vermeintliche Haushaltshilfe zunächst für komisch hält. Verständlich, wenn Audrey denkt, sie wäre bei einem Kunden, der ein Escort Girl angefordert hat.
Natürlich verlieben sich die beiden, doch Rob wehrt sich zunächst gegen seine starken (auch körperlichen) Gefühle. Zudem weiß er nicht, was Audreys eigentlicher Beruf ist. Rob ist jedoch der Grund, weshalb Audrey es endlich schafft, aus der Branche auszusteigen. Trotzdem belügt sie ihren “Boss” weiter, bis es so kommt, wie es kommen muss und Audrey ihn beinahe verliert.
Meine Meinung
Der Roman liest sich gut und flüssig und der Schreibstil der Autorin gefällt mir gut. Was mich jedoch stört ist die Tatsache, dass man die Charaktere, besonders Audrey und Zoe, eigentlich nur oberflächlich kennenlernt. So weiß ich zum Beispiel nicht, wie alt die beiden sind. Ich schätze Audrey auf Anfang/Mitte 20, da ihre Großmutter erst Mitte 70 ist. Weshalb Audrey jedoch nicht studiert (hat) oder einen “richtigen” Job hat, wird nicht geklärt. Bevor ihre Oma den Schlaganfall hatte, arbeitete sie als Kellnerin. Ich will nicht sagen, dass das kein richtiger Beruf ist, aber ich möchte dennoch wissen, ob ein Charakter eine Ausbildung gemacht hat oder einen Uniabschluss hat und sowas. Auch über die Hobbys erfährt man leider nichts. Das Haus von Rob wird beschrieben, nicht aber die Wohnung der beiden Freundinnen. Man lernt auch wenig über die Großmutter und das Haus – nur, dass das Haus einen Garten, eine Veranda und eine Schaukel hat und die Oma das Sorgerecht für ihre Enkelin hatte.
Audrey hat bersteinfarbene Augen und braune Haare. Ihre Haut ist leicht gebräunt. Sie trägt gerne High Heels und kann anscheinend sehr gut tanzen. Laut Rob ist sie schön und sexy.
Audrey hat manchmal ziemlich weise Sprüche raus, was irgendwie gar nicht wirklich zu der sonstigen Oberflächlichkeit passt. Aber vielleicht macht das auch nur deutlich, dass hinter diesem ehemaligen sexy Escort Girl jemand steckt, der viel mehr ist, als nur ein schöner Körper. An einer Stelle offenbart sie Rob, dass sie gerne studieren möchte und zwar Wirtschaft. Wo das plötzlich herkommt, weiß ich auch nicht, denn nur wurde auch nur angedeutet, dass sie ein besonderes Interesse daran hat. Danach kommt das Thema auch nicht mehr zur Sprache. Schade, denn ich hätte gerne gewusst, ob sie dem Wunsch nun wirklich nachgeht.
Auch wird am Ende nicht erwähnt, was Audrey auf der Party mit Zoes Cousin macht. Die Party ist anscheinend für die High Society und Rob ist ebenfalls dort. Er sieht Audrey mit dem Fremden und als Leser erfährt man, dass es Zoes Cousin Harry ist und Audrey nicht beruflich dort ist. Warum ist sie da und warum mit Harry? Auch das ist ein Geheimnis, was wir wohl nie lüften werden.
Auch über Zoe erfährt man wenig, abgesehen von ihrer Haar- und Augenfarbe. Welche Vergangenheit hat sie? Ich möchte mehr über die Protagonisten erfahren und nicht nur die oberflächlichen Fakten. Gut, von Audrey weiß man immerhin, dass ihre Oma ihr alles bedeutet und sie ihre Eltern sehr früh verloren hat. Warum lebt sie dann nicht bei ihrer Oma, um sich besser um sie kümmern zu können? Wenn sie doch ein ganzes Haus hat?!
Auch Rob hat eine Vergangenheit, die sogar recht deutlich wird im Lauf der Geschichte. Seinen Nachnamen finde ich witzig gewählt – Masters. Das kann ja nun kein Zufall sein! 😉
Passend zu dem Genre mit dem Namen “Sexy Romance” gibt es auch einige recht bildliche Sexszenen. Das passt aber auch zum Buch, denn man merkt direkt bei der ersten Begegnung, dass da eine sexuelle Spannung zwischen Rob und Audrey ist.
Alles in allem war das Buch okay, aber durch die vielen ungeklärten Details und die fehlenden persönlichen Infos der Charaktere kann ich dem Roman leider nur drei von fünf Sternen geben.
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