Rezension: Barfuß durch die Nacht (Katie Kling)
graue Maus trifft Bad Boy
So lässt sich Katie Klings Debütroman beschreiben. “Barfuß durch die Nacht*” ist das erste Buch ihrer Affections-Reihe und handelt von Rachel, die einen normalen Bürojob hat, und Connor, einem Stripper.
Mit dem Thema habe ich mich vorher nie befasst und für mich ist der Roman eine völlig andere Welt. Anfangs hat Rachel mich ein wenig an mich selber erinnert. Sie ist 27 Jahre alt, ist gut behütet aufgewachsen und zum Teil strenger als andere erzogen worden, wobei vor allem ihre Mutter ihr Sachen verbietet bzw. vorschreibt. Zu Beginn des Buches lebt Rachel auch noch bei ihren Eltern, während ihre älteren Geschwister bereits seit längerem ihre eigenen Wege gehen. Ihre Schwester Leah ist verheiratet, Inhaberin einer Apotheke und hat zwei Kinder. Jacob wird Vater, wird heiraten und seine Mutter hat etwas gegen ihre zukünftige Schwiegertochter.
Leah fand ich anfangs noch recht sympathisch, allerdings erinnerte sie mich im Laufe der Geschichte immer mehr an die Mutter. Jacob allerdings scheint ein cooler Typ zu sein, der nicht so streng mit seiner kleinen Schwester ist und auch immer ein offenes Ohr zu haben scheint.
Rachel ist recht unscheinbar, arbeitet im Arbeitsamt als Sachbearbeiterin und hat ein langweiliges Leben. Durch Zufall lernt sie Connor kennen. Er ist ein Jahr älter, sieht verdammt gut aus – und ist Stripper. Zunächst will Rachel mit alldem nichts zu tun haben, doch die beiden beginnen eine Affäre, aus der sich schließlich mehr entwickelt.
Mein Typ wäre Connor allerdings nicht. Das liegt nicht nur an der Tatsache, dass er Stripper ist, sondern auch an seinem Erscheinungsbild. Ich stehe nun mal nicht auf Muskelpakete und gebräunte Haut. Trotzdem scheint er nett zu sein, zumindest, wenn er nicht wieder ein Idiot ist.
Doch ihren Eltern und Geschwistern verheimlicht sie Connor, besonders wegen seines Berufes. Aber auch, weil sie weiß, dass ihre Familie ihn nicht akzeptieren würde. Dabei ist er wirklich nicht schlecht. Er ist liebevoll zu Rachel, er hilft ihr, als sie für eine Weiterbildung eine Präsentation vorbereiten muss, er fährt mit ihr spontan ans Meer und macht ihr Frühstück.
Aus der grauen Büromaus entwickelt sich im Verlauf eine Partymaus. Connor möchte ihr zeigen, dass sein Job als Stripper nichts Schlimmes ist und dass sie keine Angst haben muss, ihn zu verlieren an irgendeine der Frauen. Doch das ist nicht die größte Sorge Rachels, denn Connor nimmt regelmäßig dubiose Potenzpillen sowie Drogen. Er sagt, dass das nun mal zu seinem Job dazu gehört. Aber Rachel kann das nicht länger mitansehen. Sie will ihm helfen. Leider ist er uneinsichtig, obwohl Rachel sein Anker ist.
Der Schreibstil ist klar und verständlich. Katie Kling kann, meiner Meinung nach, auf alle Fälle mit Worten umgehen. Obwohl ich es doch etwas befremdlich fand, Sex-Szenen auf Deutsch zu lesen, denn bisher kannte ich sowas tatsächlich (fast) nur von englischsprachigen Büchern.
Was mich allerdings beim Lesen gestört hat, ist, dass die Autorin statt “Mama” und “Papa” “Mum”, “Dad” verwendet hat. Außerdem haben alle Charaktere englische Vor- sowie Nachnamen, aber der Roman scheint in Deutschland zu spielen, zumindest gibt es blaue Schilder, die auf U-Bahn-Stationen hinweisen. Zwar bin ich kein Experte für U-Bahnen, weil es in Aachen keine gibt (beim Bau wäre man nämlich auf tausende römische Funde gestoßen, so wie es jetzt oft genug bei Baustellen der Fall ist), aber ich kenne durchaus Städte mit U-Bahnen und erinnere mich, dass die Schilder blau sind. Außerdem geht Rachel in die Apotheke (ihrer Schwester), um Kopfschmerzmittel zu kaufen – das gibt’s doch nur hier in Deutschland. In anderen Ländern gibt es sowas in Supermärkten. Allerdings ist auch die Rede davon, dass Rachel aufs College (in ihrer Stadt) gegangen ist, was wiederum gegen Deutschland spricht. Noch ein Punkt dagegen: als sie ans Meer fahren, wird die Atlantikküste erwähnt.
Dann ist mir noch ein Logikfehler aufgefallen: als Rachel beim Junggesellinnenabschied von Gina, Jacobs Frau, auf ihr Handy schaut, merkt sie, dass es aus ist und nicht mehr angeht, darauf schließt sie: Akku leer. Als sie später nach dem ONS mit Connor aus der Wohnung schleicht und ich Handy rausholt, bemerkt sie, dass sie verpasste Anrufe sowie Nachrichten hat. Aber darüber kann man hinweg sehen.
Der Cliffhanger ist ziemlich fies und obwohl das Buch nicht genau meinen Geschmack getroffen hat, möchte ich natürlich dringend wissen, wie es weitergeht und ob Connor den Absprung schafft.
andere Blogger, die das Buch ebenfalls rezensiert haben:
Kerstins Bücherstube
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