Kreatives Schreiben: Was niemand ahnt. Ein Text aus dem Literatur-Kurs

Ich habe euch wieder einen Text mitgebracht, den ich heute in Literatur geschrieben habe. Unsere Lehrerin hat eine CD mit Entspannungsmusik laufen gelassen[1.”Hat jemand von euch einen Laptop oder ein Tablet dabei?” – “Ja, ich hab mein iPad zufällig dabei…” – “Gut, ich habe nämlich eine CD mit, die ich abspielen möchte.” Ah, nee, eine CD passt jetzt nicht in das iPad. Gut, dass eine andere ihren Laptop im Spint hatte] und wir sollten uns ein inspirierendes weißes Blatt Papier nehmen und einen Stift. Wer mochte, konnte also schreiben. Falls ihm etwas einfiel. 10 Minuten Zeit bekamen wir.

Ehrlich gesagt habe ich auf die Musik gar nicht geachtet, obwohl ich quasi fast neben den Lautsprechern saß. Erst rauschten Wellen, dann gab es wohl Indianermusik und am Ende was anderes.

Was ich in den 10 Minuten geschrieben habe, gab ich anschließend auch vor dem Kurs zum Besten. Lest selbst:

Niemand ahnt, was in mir vorgeht. Niemand ahnt, was ich jahrelang fühle. Niemand ahnt, was mich jahrelang verfolgt.

Es kam plötzlich. Griff nach meiner Seele, legte eine eisige Hand um mein Herz. Ließ mich erstarren. Schnürte meinen Hals zu. Fesselte mich.

Laufen. Einfach davon laufen. Dann würde es verschwinden. Ich lief jahrelang. Doch es holte mich jedes Mal wieder ein. Es machte mich wahnsinnig.

Niemand ahnt, dass es auch heute noch zu mir kriecht. Dass ich dann am liebsten rennen möchte. Erstarre. Beides gleichzeitig.

Niemand ahnt diese Qualen. Wie es sich anfühlt, wenn es mich fängt. Niemand ahnt, wie ich das Gefühl fast schon vermisse, wenn es nicht da ist. Niemand ahnt, welch’ Dunkelheit in mir steckt, wenn es mich packt.

Niemand ahnt, dass es ein Teil von mir ist.

Ich stecke es in eine Schachtel und verstecke es. Ich möchte diesen Teil von mir ablegen. Nicht vergessen, nur verpacken, damit es nicht wiederkommen kann.

Beim nächsten Mal, wenn ich einen Text vortrage, zeige ich mehr Präsenz. Darauf sollen wir nämlich immer achten. Ebenso auf die Art, wie wir einen Text vortragen, wie wir sprechen. Ich neige dazu, schnell alles runter zu rattern.